145 Werte: #7 Altruismus

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Peter übernimmt gerne mal Aufgaben für TeamkollegInnen, die sie vom Chef ausgefasst haben und ungerne selbst erledigen. Darauf angesprochen, warum er das macht, antwortet Peter: „Die werden schon auch mal was für mich machen.“ Macht ihn das zu einem Altruisten, einem Selbstlosen, einem aufopferungsbereiten Wohltäter? Andrea arbeitet in einem Teilzeitjob, der gerade mal ausreicht, um über die Runden zu kommen. Sie verzichtet bewusst auf einen Vollzeitjob, um sich in zwei NGOs engagieren zu können und spendet die Aufwandsvergütung, die sie dort erhält, für gemeinnützige Zwecke. Ist sie eine Altruistin? Gefragt, warum sie das tut, antwortet sie: „Weil es zu wenige Menschen gibt, die sich für eine bessere Gesellschaft einsetzen.“ Was Altruismus ist, und ob es diese vollkommene Uneigennützigkeit überhaupt gibt, ist schwer zu beantworten. Peter handelt aus einer Erwartungshaltung, die auf die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse gerichtet ist. Er erwartet sich eine Gegenleistung seines sozialen Netzwerks. Sein Antrieb ist daher ein egoistischer. Andreas Begründung klingt da schon gemeinwohlorientierter. Sie handelt aus einem Pflichtbewusstsein gegenüber der Gesellschaft heraus. Es stellt sich die Frage, wer ihr die Pflicht auferlegt hat und für wen sie sie erfüllt. Wurde sie so sozialisiert? Will sie Glaubenssätzen entsprechen, die sie von ihren Eltern gehört hat? Oder entwickelt sie ein Glücksgefühl, wenn ihre NGO-KollegInnen sagen: „Auf die Andrea ist Verlass. Die haut sich voll rein.“? Auch Andrea wird bis zu einem gewissen Grad eigennützig handeln, da sie durch ihre Arbeit ein positives Echo erhält, ohne das kein Mensch auf Dauer Engagement zeigen, ja nicht einmal existieren kann. Der Vorteil selbstlosen Handelns besteht für den Altruisten im Entstehen positiver Emotionen, während die Gesellschaft von seiner Vorbildwirkung und möglichen Nacheiferern profitiert. Der Nachteil der Selbstlosigkeit besteht darin, dass sie in Selbstaufopferung, untergrabenen Selbstwert und enttäuschte Erwartungshaltungen münden kann. Wer hat nun Recht? Aristoteles, der meint: „Der ideale Mensch ist der, der anderen einen Dienst erweisen kann.“? Oder Oscar Wilde, der meint: „Die meisten Menschen verderben sich ihr Leben selbst durch einen gewissen ungesunden, forcierten Altruismus.“?

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