Grit: die Voraussetzungen für Erfolg

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„Eighty percent of success in life is showing up.“ Ist dieser Ausspruch von Woody Allen zutreffend?

Ben blickt auf seinen Berufsweg zurück. Wie hat er die Karriereleiter erklommen? Wie haben andere Menschen in seinem beruflichen Umfeld den Aufstieg geschafft? Welche Einstellungen waren dafür förderlich?

Natürlich hatte Ben „Talent“ – in seinem Fall eine ausgeprägte Neigung zur Mathematik, zu analytisch-methodischem Denken. Da war er seinen Peers immer überlegen. Komplexe Sachverhalte zu durchdenken und einfache, verständliche Lösungen aufzubereiten, war schon immer seine Stärke gewesen. Diese Neigung konnte er im Controlling eines Multinationals und später in einem internationalen Beratungsunternehmen ausleben.

Doch ist Talent alles? Wohl kaum. Ben hat Anstrengung nie gescheut, er konnte sich richtig reinhauen. Und er hatte die Fähigkeit, seine Anstrengungen so zu dosieren, dass er sie über einen längeren Zeitraum durchhalten konnte. „Going the extra mile“, wie seine amerikanischen Kollegen das nannten. Wenn andere längst wie die Duracell-Häschen umkippten, hielt Ben noch immer den Ball und lief weiter. Ben hat eben Durchhaltevermögen.

Darüber hinaus verfügt er über Selbstdisziplin: einerseits ein wichtiger Motor, der ihn antreibt; andererseits ein Kompass, der ihn nicht von seinem Vorhaben abweichen lässt. Und dann hat Ben noch Disziplin: die Einstellung, den Anweisungen anderer nachzukommen, auch wenn er die Sinnhaftigkeit des Tuns nicht einsieht. Disziplin gründet auf Vertrauen: „Meine Vorgesetzten haben das Größere Ganze im Blick, die werden schon wissen, was getan werden muss“, meint Ben. Kontinuierliche Pünktlichkeit und Verlässlichkeit runden Bens Werteprofil ab: Ben versäumt kein Jour Fixe, lässt kein Meeting platzen, versetzt keine Gesprächspartner und ist immer zur Stelle, wenn´s was zu tun gibt. „Showing up“, wie Woody Allen meinte. Wenn Ben es sich recht überlegt, hat das mit dem "showing up" schon seine Richtigkeit. Denn durch permanente Anwesenheit und Verfügbarkeit verschaffst du deinen Vorgesetzten ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens. Wer diese mächtigen Emotionen bedienen kann, wird befördert. Wer diese Menschen verächtlich "Sesselkleber", "Obrigkeitsdiener" oder "Systemerhalter" nennt, verkennt ihren Wert für das Unternehmen. Ben würde sie eher "Anker" oder "Stabilisatoren" nennen.

Wie die Studie "Werte in der Arbeitswelt 2020" offenbart, werden Bens Eigenschaften nicht von vielen Arbeitnehmern geteilt. Während Pünktlichkeit, Leidenschaft (für die Zielerreichung) und Verlässlichkeit von den StudienteilnehmerInnen noch einigermaßen goutiert werden, rangieren Pflichtgefühl, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen auf einer Skala von 145 Werten im Mittelfeld und sind somit keine hervorstechenden Eigenschaften. Disziplin gilt als „Old-School-Wert“ aus einer traditionell hierarchischen Arbeitswelt und wird völlig abgelehnt. Wer übrigens meint, dies träfe nur auf jüngere ArbeitnehmerInnen zu, irrt: je höher das Dienstalter, desto stärker wird Disziplin abgelehnt. Hat die „Gen X“ (vor 1980 Geborene) bereits zu lange in hierarchischen Organisationen mit direktivem Führungsstil gearbeitet - und gelitten?

Führungskräfte hingegen schätzen Bens Eigenschaften sehr und vermissen diese aussagegemäß bei ihren MitarbeiterInnen. Im nächsten Blogbeitrag lest ihr daher, wie ihr diese Eigenschaften messen und in die Mitarbeiterevaluierung einbauen könnt.

 

Die Studie "Werte in der Arbeitswelt 2020" ist als Taschenbuch oder E-Book bei BoD, Amazon und Thalia erhältlich.