Werte eines Followers

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Jetzt hat der „Werte-Assistent“, der Blog über Werte in der Arbeitswelt, doch tatsächlich 300 Follower auf Linkedin! Das sind nicht wenige angesichts der Tatsache, dass meiner Wertearbeit anfänglich kein besonderer Erfolg beschieden wurde. „Werte? Das ist so ein sperriges, philosophisches Thema. Das interessiert doch keine Sau.“

Nun – eine Sau vielleicht nicht, aber dafür jede Menge smarter Menschen, die sich dafür interessieren, wie sie ticken und welche Tipps und Anregungen für wertebasiertes Arbeiten dieser Blog enthält.

Wir Berufstätigen machen nun schon innerhalb weniger Jahre die zweite globale Krise durch. Krisen führen unweigerlich zu einer Nabelschau, zu einer Besinnung auf die eigenen Werte. Werte zeigen uns auf, was für uns wichtig und unwichtig ist. Sie geben unserem Leben ein Ziel, eine Marschrichtung, einen Purpose. „Werte sind das, was dir bleibt, wenn du sonst nix mehr hast.“ Diese Einsicht spendet Trost in der Krise, denn wir wissen, dass wir zwar momentan im A*** sind – aber immerhin haben wir etwas, das uns aufrecht hält. Unsere Werte als Exoskelett sozusagen, wenn´s uns schlecht geht.

Doch nun zurück zu meinen werteinteressierten Folgern (eigentlich mag ich dieses Wort nicht – es erinnert mich an Apostel, Jünger oder Mitläufer. Warum können wir nicht Freunde, Gleichgesinnte, Verbundene oder Interessierte sagen?). Nachdem meine kleine Werte-Community wächst, möchte ich einige Gedanken daran verschwenden, was einen Folger überhaupt ausmacht. Welche Eigenschaften und Werte zeichnen ihn aus, welche Rechte und Pflichten übernimmt er mit dem Folgen?

Nun – zunächst mal braucht ein Folger jede Menge Eigenverantwortung und Selbstreflexion. Er stellt sich somit folgende Fragen über sich selbst: „Warum folge ich – was ist meine Erwartungshaltung an die Inhalte, die ich konsumiere?“; „Was sagt es über mich aus, wenn ich gewissen Personen und Inhalten folge?“; „Was sind die Konsequenzen meines Folgerverhaltens – was lernt ein Algorithmus und die breite Öffentlichkeit über mich?“; „Kann ich mit negativen Konsequenzen meiner Likes und Posts gut umgehen?“.

Außerdem zeichnet sich ein Folger durch Verantwortung gegenüber seinem Umfeld aus. Er weiß um seine Vorbildwirkung. Er weiß, dass er Nachahmung und Ablehnung auslösen kann. Er ist sich bewusst, dass er mit seinem Nutzerverhalten Emotionen jedweder Art bei anderen auslöst. Er trennt Berufliches von Privatem und hält die Treuepflicht gegenüber seinem Arbeitgeber auch in sozialen Medien ein.

Ein Folger weiß, dass Reziprozität im virtuellen wie im realen Leben eine große Rolle spielt. Beziehungsaufbau und -pflege funktioniert in beiden Spielarten unseres Daseins dadurch, dass man nicht nur konsumiert, sondern auch etwas zurückgibt – idealerweise in Form qualifizierter Kommentare anstatt plakativer Emojis. Der kluge Netzwerker ergänzt Likes um aussagekräftige Posts wie „Ich mag, wie Du über Verantwortung denkst“ oder „Gratulation zu deiner Wertearbeit“.

Kommentare haben einen catch-on effect: schreibt einer was, schreiben auch andere was, und so kommt vielleicht eine interessante Diskussion zustande. Kommentare wecken Neugier und Lust auf Zustimmung, Ergänzung oder Widerspruch – sie sind die Butter auf das Brot eines Bloggers. Kommentare haben natürlich auch einen eigennützigen – und vollkommen legitimen - Zweck, denn sie geben dem Verfasser die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und seine Kompetenzen unter Beweis zu stellen.

Kurz gesagt: die Folger haben es in der Hand, die Arbeitswelt auf Linkedin bunt, abwechslungsreich, interessant, lustig, wissensreich und wert-voll zu gestalten – eine Arbeitswelt voller Werte zu schaffen, die sie sich für ihr reales Berufsleben wünschen und dort vielleicht vermissen.

Wenn ihr mehr über Werte in der Arbeitswelt wissen wollt, lest die Studie "Werte in der Arbeitswelt 2020" oder kommt einfach in meinen Workshop.