Interesse (Teil II)

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Gestern habe ich in diesem Blog ein Beispiel aus einem Jobtraining gebracht, um das Thema „Interesse in der Arbeitswelt“ zu beleuchten. Interesse wird gemeinhin als erhöhte Aufmerksamkeit für oder Hinwendung zu einer Sache oder Person definiert. Besonders im Recruiting ist es wichtig, möglichst viel über die Interessen oder das Ausmaß des Interesses eines Kandidaten herauszufinden. Doch was ist wichtiger in einem Jobinterview? Herauszufinden, was den Kandidaten interessiert – oder warum es ihn interessiert?

Fragen wie z.B. „Was interessiert Sie denn so?“ haben natürlich ihre Berechtigung. Allerdings nur dann, wenn sie von komplementären Fragen begleitet werden. Folgende Beispiele möchte ich dazu bringen:

„Was müsste ich als Ihr Vorgesetzter tun, um Ihr Interesse zu wecken?“ Ich halte das für eine wertvolle Frage. Erstens, weil sie die Reflektionsfähigkeit eines Kandidaten testet. Zweitens, weil die Antwort wichtige Hinweise auf die Motivatoren der Person gibt. Ist sie intrinsisch motiviert, folgt also ihrem inneren Antrieb? Oder ist sie extrinsisch motiviert, lässt eine Steuerung ihres Verhaltens durch externe Anreize zu?

„Wenn ich Ihre ehemalige Chefin/Ihre Kollegen frage, woran Ihr Interesse an diesem Fachgebiet zu erkennen ist – was würde/n die mir sagen?“. Abgesehen davon, dass die Antwort Aufschluss über die Beziehung zum alten Chef geben kann, gibt sie Auskunft darüber, inwieweit sich der Kandidat mit dem Thema „Selbstbild-Fremdbild“ auseinandergesetzt hat. Die Antwort könnte ein Hinweisgeber sein, wie der Kandidat sich zu seinem beruflichen Umfeld in Beziehung setzt. Hat er ein Ohr für sein soziales Umfeld? Wie ist es um seine Aufgeschlossenheit, Offenheit und Empathiefähigkeit bestellt? Vielleicht lässt sich aus der Antwort erschließen, ob der Kandidat „defizitorientiert“ ist. Neigt er dazu, sein Licht unter den Scheffel zu stellen? Fokussiert er auf vermeintliche Fehler und Schwächen? Oder sieht er sich als „Superhero“, als „Nabel der Welt“, als Mittelpunkt des Geschehens?

Derlei reflexive oder zirkuläre Fragen zeigen auf, ob der Kandidat „um die Ecke“ denken und rasch auf ungewohnte Fragetechniken reagieren kann.

Für Führungskräfte-Interviews empfiehlt sich die Frage „Was machen Sie, um das Interesse anderer Menschen zu wecken?“. Die Antwort lässt erkennen, ob der Kandidat durch Fragen führt, ob er „story-telling“ einsetzt und ob er andere in seinem Team begeistern will. Denn wer andere für eine Sache begeistern will, brennt selbst dafür. In diesem Sinne kann diese Frage auch ein Test dafür sein, wie interessiert und motiviert die Führungskraft selbst ist. Es lassen sich Hinweise erkennen, inwieweit die Person sich mit modernen Leadership-Methoden auseinandergesetzt hat. Wer auf diese Frage verdutzt dreinschaut, führt vermutlich direktiv oder zumindest wenig innovativ.

Neben dem Wert „Interesse“ beinhaltet der #Werte-Assistent auf www.klareansagen.com/tools 144 andere #Werte. Er regt zum Nachdenken über Werte im beruflichen Umfeld an und gibt Aufschluss über deine #Kompetenzen. Mach´ den Test!