Leichtigkeit

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„Das Glück is´ a Vogerl“, heißt´s in einem Wienerlied. Eigentlich ist damit gemeint, dass Glück etwas Flüchtiges und Vergängliches ist. Kaum fühlst du das Glück, kann´s auch schon wieder weg sein. Meine Interpretation dieser Volksweisheit ist allerdings eine andere: Glücklich zu sein, heißt Leichtigkeit zu empfinden. Leichtigkeit: das ist Mühelosigkeit, Unbeschwertheit, Ungezwungenheit, Lockerheit und Heiterkeit. Anders definiert, ist Leichtigkeit die Abwesenheit von Stressoren wie Zwang, Druck, Mühsal und Ernst. Leichtigkeit ist auch die Absenz des Grübelns, ein Fernbleiben wiederkehrender beschwerlicher Gedanken. Für mich stellt Leichtigkeit einen der lebenswichtigsten Werte für Menschen und Organisationen dar.

Leichtigkeit ist eine Lebenshaltung, die du idealerweise durch deine Bezugspersonen erworben hast. Doch selbst wenn du sie im Laufe deines Lebens nicht mitbekommen hast, kannst (und sollst) du sie üben. Ich geb´ dir eine Anleitung, wie das am besten gelingt:

Du ziehst dich in einen Raum zurück, wo du ungestört 10 Minuten für dich hast. Du nimmst eine Körperhaltung ein, die es dir erlaubt, Bequemlichkeit und Aufmerksamkeit gleichzeitig zu empfinden. Du kannst dich hinlegen, oder – so wie ich – auf einen Stuhl setzen, den Rücken nicht anlehnen und die Hände auf die Knie zu stützen. Wenn du sitzt, achte auf eine gerade Haltung.

Du atmest mit dem Bauch und konzentrierst dich auf deinen Atem, bis er ruhig und gleichmäßig ist. Dann beginnst du deine Mentalübung und gehst dabei in dieser Reihenfolge vor:

  1. Du wünschst dir selbst Glück, Gesundheit und Leichtigkeit. Wünsch es dir von ganzem Herzen. Schwelge in Glück, Gesundheit und Leichtigkeit, denn du hast es dir verdient.
  2. Dann konzentrierst du dich auf eine Person, die dir besonders nahesteht und wünschst ihr Glück, Gesundheit und Leichtigkeit.
  3. Hernach suchst du dir eine Person, zu der du keine besondere Beziehung hast. Einen Nachbarn vielleicht, den du vom Grüßen kennst. Auch dieser Person wünscht du von ganzem Herzen Glück, Gesundheit und Leichtigkeit.
  4. Als nächstes konzentrierst du dich auf eine Person, zu der du eine schwierige Beziehung hast. Ein Vorgesetzter vielleicht, der dich unter Druck setzt? Eine Kollegin, mit der du einen Konflikt hast? Ein Elternteil, mit dem du eine schwierige Kindheit verbracht hast? Egal, wie schwer es dir fällt – auch dieser (und vor allem dieser) Person wünschst du Glück, Gesundheit und Leichtigkeit.
  5. Dann fokussierst du auf eine Personengruppe, mit der du viel Zeit verbringst – deine Nachbarn, deine Kollegen im Job, deine Kunden? Auch ihnen wünschst du Glück, Gesundheit und Leichtigkeit.
  6. Als nächstes wünschst du den Einwohnern deiner Stadt Glück, Gesundheit und Leichtigkeit.
  7. Abschließend führst du alle Lebewesen unseres Planeten vor dein geistiges Auge und wünschst ihnen so viel Glück, Gesundheit und Leichtigkeit, wie sie angesichts ihrer Lebensumstände realistisch erlangen können.

Am Ende konzentrierst du dich wieder einige Atemzüge lang auf deine Zwerchfellatmung und schließt die Übung damit ab.

Was hältst du von dieser Übung? Erscheint sie dir sinnvoll oder mutet sie zu esoterisch an? Diese und andere Achtsamkeitsübungen aus der „Mindfulness-based Cognitive Therapy“ werden seit den Siebziger Jahren erforscht und erfolgreich zur Stressreduktion eingesetzt. Probier´s aus und fang dein „Vogerl“.

Welche #Werte und Einstellungen es außer der Leichtigkeit noch gibt, liest du im Werte-Blog oder im Werte-Assistent.