Ich fühlte mich beleidigt. Persönlich angegriffen. In einer Diskussionsrunde neulich meinte eine Diskutantin, Werte seien etwas „reaktionäres“. Als Beweis für ihre Behauptung führte sie an, dass die „Neuen Rechten“ verstärkt eine Besinnung auf Werte forderten. Die Bemerkung ging unter, der Fokus der Gruppe schweifte auf ein anderes Thema ab und so wurde die Kollegin vor meiner Frage gerettet, ob den die „Jungen Linken“ keine Werte hätten. Nun ja, so ist das eben mit den Werten – sie sind äußert subjektiv und lassen eine Vielzahl von Interpretationen zu. Und offensichtlich lässt sich der Begriff auch trefflich politisch instrumentalisieren.
Jedenfalls nahm ich die Wortmeldung zum Anlass, um darüber nachzudenken, ob ich, der „Werte-Assistent“, konservativ bin. Was bedeutet eigentlich „konservativ“? Bin ich bereits konservativ, wenn ich mich auf meine Almhütte zurück-, die Lederhose an- und mir Andreas Gabalier reinziehe?
Konservativ im eigentlichen Sinne heißt „bewahrend“. Doch ist jeder, der etwas bewahrt, automatisch konservativ? Es würde wohl kaum jemanden einfallen, einen Naturschützer als konservativ zu bezeichnen. Österreich ist ein Land mit einem überdimensionierten öffentlichen Sektor. Es würde auch niemandem einfallen, Beamten, die mehr für ihre Verwaltungs- als Gestaltungskraft bekannt sind, als konservativ zu bezeichnen. Tatsächlich muss zur Bewahrung ein anderes Element hinzutreten – nämlich die Liebe zum Althergebrachten. Ein Konservativer hat eine starke emotionale Bindung zu liebgewonnenen Traditionen, Bräuchen oder Lebensgewohnheiten. Er ist ein Mensch, der der Vergangenheit verbundener ist als der Zukunft. Jemand, der lieber auf der Stelle tritt oder einen Schritt zurück macht, als den Fortschritt zu umarmen. Er beäugt jede Veränderung kritisch und fragt, ob sie denn einen Mehrwert gegenüber dem Althergebrachten hätte.
Ist ein Konservativer automatisch „reaktionär“, also rückwärtsgewandt? Keineswegs – es sei denn, er lehnt Neues kategorisch ab und verklärt Althergebrachtes zum Einzig Wahren. Der Reaktionär belässt alles beim Alten, der Konservative bewahrt das Beste vom Alten.
Ist ein Konservativer automatisch „illiberal“, lehnt er also Werte wie Freiheit und Offenheit ab? Auch das ist unzutreffend. Ein Konservativer pflegt vorzugsweise gut eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster. Das heißt aber nicht, dass er seine mentalen Furchen nicht verlassen könnte oder intolerant gegenüber anderen Denkungsweisen wäre. Und was wäre überhaupt, wenn sein Konservativismus darin bestünde, liberales Denken zu bewahren?
Viele Junge Menschen, die den Werte-Assistenten absolvieren, bezeichnen sich als wenig bis gar nicht konservativ. Das Wort hat für sie einen verstaubten Mief, mit dem sie sich nicht gerne identifizieren. Einige überdenken ihre Ansicht, wenn sie verstehen, dass Konservative lediglich „Gewohnheitstiere“ mit ausgeprägtem Sicherheitsdenken sind und es sich keineswegs um ein Schimpfwort handelt.
Und wie konservativ ich nun tatsächlich bin – darüber kann sich jeder sein Bild machen, wenn er meinen Werte-Blog liest.
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