True Grit - welche Kompetenzen dein Unternehmen braucht

Die Hundstage sind fast vorbei, dein Urlaub ebenso. Corona- und wetterbedingt bist du zu Hause geblieben und hast vor dem Fernseher gechillt. Nein, dass Sommerprogramm ist nicht besser geworden – jede Menge alte Western wurden da rauf und runter gespielt. Die meisten hast du schon 10 mal gesehen. Salzgebäck und drei Gin Tonics tun das ihre dazu, damit du am Sofa wegkippst und dich einem Fernsehnickerchen hingibst. Um 22.25h kommst du wieder zu dir und bist auf einmal voll da – denn es läuft „True Grit“. Du hast das Buch verschlungen, du liebst die Verfilmung mit John Wayne und fieberst nun dem Remake mit Jeff Bridges entgegen. Schon eine coole Socke, dieser Marshall, der die Bösen reihenweise wegpustet. Doch der wahre Star des Plots ist dieses junge Mädchen, das darauf brennt, den Mörder ihres Vaters eigenhändig der Gerechtigkeit zuzuführen. Getrieben von Leidenschaft und ausgestattet mit einem enormen Durchhaltevermögen schafft sie´s denn auch, allen Widrigkeiten zum Trotz.

Leidenschaft und Durchhaltevermögen: zwei Werthaltungen, die aktuell bei ArbeitnehmerInnen (besonders Millenials) nicht gerade en vogue sind, wie die Studie „Werte in der Arbeitswelt 2020“ zeigt. Dennoch sind solche Einstellungen immens förderlich, ja geradezu unerlässlich für die Ausbildung von Zielorientierung, die Führungskräfte und HR-ManagerInnen derzeit so schmerzlich vermissen. So schmerzlich, dass amerikanische Bildungseinrichtungen „Grit Labs“ einrichten, um junge Menschen auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten. Wurde der Fokus in der Aus- und Weiterbildung in den letzten 20 Jahren auf die Sozialkompetenz gelegt, so stehen nun verstärkt persönliche Kompetenzen im Mittelpunkt. Es sollen also Kompetenzen gefördert werden, die u.a. mit Selbstmanagementfähigkeiten, Eigenverantwortung, Einsatzbereitschaft, Kreativität und Innovationskraft in Verbindung gebracht werden.

Wie die Werte-Studie 2020 offenbart, mangelt es Arbeitnehmern insbesondere an „Ich-Kompetenzen“ – d.s. persönliche Fähigkeiten, die es Menschen erlauben, sich in unübersichtlichen, chaotischen oder krisenhaften Situationen ihre Gestaltungskraft zu bewahren und in sozial adäquater Weise auf ihr eigenes Wohlergehen zu achten. Warum das wichtig ist? Arbeitgeber verlangen von ihren Arbeitnehmern zusehends weniger „Soft Skills“, dafür mehr „Ich-Stärke“, als diese besitzen.

Gerade die vorgenannten Ich-Kompetenzen sollen auch in den „Grit Labs“ gestärkt werden. Eine der zentralen Fragestellungen, mit der dort Studierende konfrontiert werden, lautet: „Was kann ich tun, um meinen Job besser/profitabler/interessanter/erträglicher… zu gestalten?“

Ein berechtigter Appell an die Eigenverantwortung, die in unserer Vollkaskogesellschaft, in der immer andere schuld und haftbar sind, zusehends verloren geht.

PS:

Für alle LeserInnen meines Blogs, die an werteorientierter Unternehmensführung interessiert sind: "Spannungsfelder im Topmanagement - Ein Praxisleitfaden für gute Corporate Governance" ist im September 2022 neu erschienen. Gute Einsichten bei dieser Lektüre wünscht,

 

Christoph Dietrich

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