145 Werte: #8 Anerkennung

Ich kannte mal ein Unternehmen, das eine „Wertschätzungskultur“ zum Primaten seiner Organisationskultur erhoben hatte. Manche verstanden das so, dass jeder alles machen dürfe, solange er sich „wertschätzend“ verhielt. Andere verstanden es so, dass jede Entscheidung im Kollektiv getroffen werden müsse und jeder von der Graswurzel bis zur Baumkrone partizipieren dürfe. Wieder andere setzten „mangelnde Wertschätzung“ als Keule gegen jene ein, die entscheidungsfreudige, umsetzungsorientierte Individualisten waren. Die Frage nach Konflikten in der Organisation wurde kategorisch verneint – schon allein die Frage danach war offenbar nicht wertschätzend. Das Unternehmen existiert heute nicht mehr.

Anerkennung, Wertschätzung, Beachtung – interpretationsbedürftige Begriffe. Was heißt´s nun wirklich?

Wertschätzung ist eine Investition in nachhaltige Beziehungen, was bedeutet, dass wir erwarten dürfen, Anerkennung zurückzubekommen. Wertschätzung ist keine Einbahnstraße – sie hat nichts mit dem Gebot der Nächstenliebe zu tun. Eine nachhaltige Beziehung lebt schließlich von einer emotionalen Balance und dass keiner das Gefühl hat, zu kurz zu kommen. Wertschätzung wird für mich am besten symbolisiert durch ein Schwert mit einer stumpfen und einer scharfen Schneide.

Die stumpfe Seite symbolisiert Anerkennung und Respekt, die wir unserem Gegenüber zuteilwerden lassen. Die stumpfe Seite gebrauchen wir, solange die Beziehung im Lot ist und Konsens herrscht. Die scharfe Schneide symbolisiert die harte Kante in der Kommunikation. Diese setzen wir ein, um unserem Gegenüber unsere Emotionen und Interessen mitzuteilen, wenn die Beziehung in einen Konflikt gekippt ist. Wir teilen unserem Gegenüber unsere Bedenken gegenüber seinem Handeln mit. Wir teilen ihm mit, dass er uns mit seinen Aussagen verletzt hat. Wir ziehen eine klare Grenze und sagen: „Bis hierher und nicht weiter“. Klare Ansagen in Streitgesprächen sind durchaus wertschätzend, da wir unserem Konfliktpartner damit mitteilen, dass wir noch immer in die Beziehung investieren wollen. Wäre er uns egal, würden wir den Streit nicht der Mühe wert finden, sondern uns einfach von ihm abwenden.

Gewaltfreie Kommunikation heißt nicht, dass in einem Konflikt keine Drohungen aufgebaut werden dürfen. Solange diese die persönliche Würde nicht verletzen, sind sie akzeptabel. Solange dem Konfliktpartner gleichzeitig mit Anreizen und Ideen eine Brücke zu einer beidseitig akzeptableren Lösung gebaut wird, stellen Drohungen einen legitimen und effizienten Baustein zur Lösungsfindung dar.

Wieviel Anerkennung brauchst und gibst Du? Wie setzt Du Anerkennung in der Gestaltung Deines sozialen Umfelds ein, und zu welchem Zweck?

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