„Überall sollen die Anständigen die Zuständigen sein“, hat der Publizist Fritz P. Rinnhofer einmal gesagt. Haben die Verantwortungsträger in unserer Wirtschaftswelt ihre Lektion in Sachen Integrität gelernt? Hmmm, mal sehen.
Zunächst war da die Finanzkrise 2008 bis 2015. Dann kam der Dieselskandal. Hernach Wirecard. Und rechtzeitig zum Erscheinen meines Buchs „Spannungsfelder im Topmanagement. Ein Praxisleitfaden für gute Corporate Governance“ lassen die Ereignisse rund um den Rundfunk Berlin-Brandenburg und die Wien Energie aufhorchen. Sie liefern erneut Paradebeispiele für unethische, unreflektierte oder amateurhafte Unternehmensführung und -überwachung. Doch diese sattsam bekannten Beispiele aus unserer Konzernwelt sind nur die Spitze des Eisbergs. Zahlreiche Beispiele von KMUs und Kommunalbetrieben lassen vermuten, dass dieser Eisberg unter der Wasseroberfläche größere Ausmaße hat als bisher angenommen. Gute Corporate Governance, so scheint es, ist nach wie vor ein zartes Pflänzchen, das im Stahlbeton unserer Corporate Headquarters nicht anzuwurzeln vermag. Vielmehr erleidet es ein ähnliches Schicksal wie so manche Büropflanze, die halb verdorrt in der Ecke dahinvegetiert.
„Da musst du was tun“, dachte ich. „Dieses Pflänzchen muss aufgepäppelt werden“. Und so entschied ich mich, einen Leitfaden für Unternehmensführung und -überwachung zu schreiben, der Corporate Governance als Querschnittsmaterie aus Recht, Ethik und Psychologie definiert. Für Fachleute, die es gewohnt sind, dieses Thema lediglich juristisch abzuhandeln, mag dies esoterisch klingen – seine Berechtigung hat meine Herangehensweise jedoch allemal. Warum?
In jüngster Vergangenheit fand ein brisanter Strafprozess rund um den Ankauf von Kampfflugzeugen durch die Republik Österreich sein vorläufiges Ende. Ein Lobbyist wurde in der Causa wegen Geldwäsche verurteilt. Seine Aussagen zum Urteil sind symptomatisch für ein in der Wirtschaftswelt mancherorts nach wie vor anzutreffendes, saloppes Amtsverständnis von Entscheidungsträgern: „Ich habe nicht nachgedacht“. Oje - Reflexion über die Grenzen des eigenen Wollens, Könnens und Dürfens ist doch die Grundlage eines haftungsreduzierten Entscheidungsverhaltens. „Jetzt habe ich gelernt“. Bloß was? Ein besonderes Unrechtsbewusstsein scheint der Verurteilte nicht entwickelt zu haben, denn: „Ich verstehe [das Urteil] nicht, weil ich nichts angestellt habe.“ Es liegt somit die Vermutung nahe, dass er lediglich gelernt hat, seine kriminelle Energie das nächste Mal besser zur Vertuschung seiner Taten einzusetzen.
Mein Buch bricht allerdings nicht nur eine Lanze für Ethik und Compliance, sondern rückt vor allem sozialpsychologische Phänomene ins Rampenlicht, die in Führungsgremien zu schlechten Entscheidungen führen – und bietet Tipps, wie diese in gute Entscheidungen gedreht werden können. Dazu gibt es jede Menge Fallbeispiele, die die managementtheoretischen Inhalte verständlich machen.
Was gute Entscheidungen ausmacht? Sie zeichnen sich wohl durch das größtmögliche Ausmaß an Reflektiertheit, Dauerhaftigkeit, Unumstößlichkeit und Unangreifbarkeit aus – und bereiten so den Boden für Nachhaltigkeit und Stabilität. Besonders die (relative) Unangreifbarkeit einer Entscheidung ist mir als Autor ein besonderes Anliegen, beschützt sie Topmanager doch vor unnötigen nervlichen Belastungen und vor allem einer etwaigen persönlichen Haftung. Ihre unternehmensrechtliche Sorgfalts- und Treuepflicht gegenüber dem eigenen Unternehmen reduziert sich in meinen Augen somit auf die Fähigkeit und Neigung, gute Entscheidungen für alle Stakeholder zu treffen.
Je mehr interessierte Leser mein Buch findet, desto schneller wächst das schwachbrüstige Pflänzchen der Corporate Governance zu einem stattlichen Gummibaum heran, dem auch lange Trockenperioden - bedingt durch Wirtschaftskrisen, unzulängliche Leadership oder politische Einflussnahme - nicht viel anhaben können.
Wer kurz hineinblättern möchte, klickt auf diesen Link zum Probelesen. Wer ab und an kurze „Bits and Pieces“ zu diesem Thema lesen will, ist herzlich eingeladen, sich mit mir auf LinkedIn zu vernetzen.
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Abschließend ein herzliches Dankeschön an alle LeserInnen meines Blogs zum Thema „Werte in der Arbeitswelt“. Einige Beiträge über Unternehmenskultur, Leadership und Organisationsentwicklung verzeichnen bereits 1.000 bis 2.000 Klicks.
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