Ansehen ist das, was man verliert, wenn das Hinsehen so gräulich ist, dass man wegsehen muss. Etwa dann, wenn österreichische Politiker ihre Gesinnung in Videos von südeuropäischen Urlaubsinseln outen. Reputationsverlust bedeutet Ausgrenzung, soziale Ächtung und drohende Bedeutungslosigkeit. Das Drohpotential verlorenen Renommees bewirkt bei manchen Führungskräften mehr als Strafverfahren und zivilrechtliche Haftung: Ansehensverlust als Rute im Corporate-Governance Fenster, die die Einhaltung von Wohlverhaltensregeln einmahnt. Wodurch entsteht Ansehen? Dadurch, dass eine als repräsentativ empfundene Anzahl von Menschen einem anderen aufgrund verschiedener Eigenschaften dauerhaft Beachtung schenkt und Bewunderung ausspricht. Dabei ist Ansehen durchaus subjektiv und kontextbezogen: während dem einen Unbescholtenheit und Handschlagsqualität zum Renommee gereichen, gilt in einem anderen Milieu Durchsetzungskraft und Marktschreierei als förderlich. Ansehen kann aus eigener Kraft geschaffen werden oder durch Zugehörigkeit zu einer angesehenen Gruppe abfärben. Ansehen kann gewollt sein und auf Geltungsdrang beruhen oder auf nicht angestrebter Zuschreibung durch andere basieren. Ansehen kann den Selbstwert steigern, aber auch zur Belastung mutieren, wenn damit eine Erwartungshaltung einhergeht, der nicht mehr entsprochen werden kann. Welche Form des Ansehens ist für Dich wichtig?
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