Hund, Ball, Purpose

Neulich, an einem sonnigen Wintertag. Echt geiles Wetter. Ich borge mir meinen Teilzeithund aus und gehe mit ihm Gassi. Wie immer habe ich einen Tennisball dabei.

Hast du schon mal einen Hund dabei beobachtet, wenn er einem Tennisball nachjagt?

Du wirfst – er holt.

Du wirfst – er holt.

Du wirfst – er holt.

Der kann das jeden Tag den ganzen Tag machen. Ohne Unterlass. Eher bekommst du einen Tennisarm vom Werfen als dass der Hund aufgibt. Warum macht er das? Weil es den Wolf in ihm weckt. Er hat´s einfach in sich drin. Es gibt ihm einen Sinn, Dingen nachzujagen. Einen Purpose. Ja, auch Haustiere brauchen sowas. Der Hund hetzt sich regelrecht in einen Flow. Er geht in seinem Purpose auf – bis ihm die Zunge raushängt und er irgendwann einschläft. Und wahrscheinlich träumt er auch noch im Schlaf vom Tennisball.

Gibt´s etwas Schöneres als eine Tätigkeit, in der du voll und ganz aufgehst? Etwas, das mehr Zufriedenheit stiftet?

Als mein Teilzeithund hechelnd zu meinen Füßen steht, ungeduldig auf meinen nächsten Wurf wartet, ja mich geradezu bedrängt, frage ich mich: „Warum mache ich aus dem `Tennisball´ nicht eine Übung für meine Workshops?“ Gesagt, getan.

Im nächsten Seminar male ich für meine TeilnehmerInnen ein mentales Bild, indem ich ihnen die Metapher vom apportierenden Hund erzähle. Dann stelle ich die Frage:

„Was ist Euer ganz persönlicher Tennisball? Sagt mir doch mal, was euch so zufrieden macht, dass ihr nicht mehr aufhören könnt mit Arbeiten.“

Ich werfe einer beliebigen Person in der Runde einen Tennisball zu. Der Ball wird von einer jungen Frau gefangen, die als Team-Assistentin arbeitet. Sie denkt nach und antwortet:

„Mein ganz persönlicher Tennisball besteht darin, dass ich alle im Team so unterstütze, wie sie es brauchen, und nettes Feedback dafür erhalte.“

Ich kritzle dazu ein Bild auf ein Flipchart, um die Wortmeldung festzuhalten. Dann bitte ich die Teilnehmerin, den Ball jemandem anderen zuzuwerfen. Der Ball wandert so lange von einer Person zur anderen, bis alle durch sind. Am Ende hängen wir alle Flipcharts nebeneinander und betrachten meine Bilder. Welche Werte, Haltungen und Einstellungen drücken die TeilnehmerInnen damit aus? Lässt sich ein gemeinsamer Purpose erkennen? Ein Tennisball, dem alle nachjagen würden? Wenn ja, wie würden wir ihn nennen? Ich lasse die TeilnehmerInnen in Kleingruppen Formulierungsvorschläge ausarbeiten, die dann im Plenum verdichtet werden. Das ist er dann, der Team-Purpose.

Wenn man einen Seminargarten zur Verfügung hat, kann man das Gleiche auch mit einem Frisbee spielen. Das mobilisiert die TeilnehmerInnen noch mehr und bringt Schwung in den Workshop.

Und wenn euch das zu verspielt ist, lest doch einfach mein Buch Werte checken Sinn entdecken.

***

mod_eprivacy