„Wissen Sie denn eigentlich, was ‚Empathie‘ ist?“, fragte ich neulich Studierende eines Lehrgangs über soziale Kompetenzen. Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: „Empathie ist ein wichtiger Pfeiler für gelingendes Beziehungsmanagement, wodurch wir unsere emotionale Intelligenz ausbauen“. „Ja schon“, meinte ich. „Aber was machen Sie denn genau, wenn Sie sich ‚empathisch‘ verhalten?“ Eine Studentin meinte darauf: „Ich zeige Mitgefühl mit meinem Gegenüber“. Eine andere definierte: „Ich zeige Verständnis und kommuniziere mit Taktgefühl“. Wieder eine andere: „Ich geben meinem Gegenüber zu verstehen, dass ich seine Emotionen wahrnehme“. Für junge Menschen waren das beachtliche Definitionen, die gutes Reflexionsvermögen unter Beweis stellten. Nur mit einem Detail war ich nicht einverstanden: Empathie bedeutet nicht, mit einer Person mitzufühlen, sondern vielmehr in sie hineinzufühlen. Worin der Unterschied besteht? Beim Mitfühlen überqueren wir die emotionale Barriere zu unserem Gegenüber und stellen uns emotional auf seine Seite – wir sitzen gefühlsmäßig „im selben Boot“. Bemerkungen wie zB.: „Ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Ich war selbst schon mal in einer ähnlichen Situation. Komm lass uns das gemeinsam durchstehen.“ sind charakteristisch für Mitgefühl. Beim Hineinfühlen wahren wir hingegen die emotionale Schranke zu unserem Gegenüber: „Ich bemerke, dass du dich nicht gut fühlst und frage mich, woran das liegt. Möchtest du darüber reden?“ Wir versuchen also, mehr über den Zustand des anderen zu erfahren und sondieren das Terrain, um zu sehen, ob und wie wir vielleicht helfen können. Wir tun dies allerdings unter Wahrung unseres Selbstschutzes, denn nur wenn wir distanziert und stark sind, vermögen wir dem anderen eine Stütze zu sein.
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