145 Werte: #49 Frieden – Zustand oder Prozess?

Cornelia kommt am 23. Dezember von der Arbeit nach Hause. Tür zu, raus aus den Schuhen und Teekessel aufgestellt. „So, jetzt ist Frieden“, seufzt sie und lässt sich erschöpft in den Lehnstuhl gleiten. Aber was bedeutet Frieden für Cornelia? Während sie an ihrem Tee nippt, fällt ihr ein, dass Frieden von den meisten Menschen negativ definiert wird – als Abwesenheit von Streit, Konflikten, Krieg, Auseinandersetzungen, Debatten, Meinungsverschiedenheiten. „Das ist doch Quatsch“, denkt Cornelia, „den Tag möchte ich mal erleben, an dem in meinem Büro oder in meiner Familie keine Streitigkeiten aufkommen. Das gibt´s doch gar nicht.“ Und sie beschließt für sich, Frieden nicht als vollkommene Übereinstimmung, Eintracht oder Harmonie zu definieren, denn solche Wunschzustände sind äußert selten und unrealistisch. Für Cornelia ist Frieden kein erreichter Zustand, sondern vielmehr ein Prozess, der sehr, sehr arbeitsintensiv ist. Frieden besteht für sie bereits darin, wenn mehrere Menschen beschließen, einen Konflikt in sozial verträglicher Weise zum Wohle aller Beteiligten zu bearbeiten und erste Schritte in die richtige Richtung unternehmen. Schon allein der gemeinsame Wille, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen, trägt wesentlich zur Entspannung bei. Sie erinnert sich dabei an eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihren beiden Geschäftsführern in einer wichtigen Strategiedebatte. Beide wussten um die Gefährlichkeit einer gespaltenen Geschäftsführung, die das Unternehmenswohl in einer kritischen Phase beeinträchtigt hätte. Beide gingen sehr offen mit ihrem Konflikt um, indem sie ihn öffentlich vor ihren Führungskräften benannten. Gleichzeitig versprachen sie allerdings auch, innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens Lösungsoptionen zu erarbeiten und ersuchten ihr Team um Unterstützung. In einer kritischen Phase zogen sie sogar einen erfahrenen Wirtschaftsmediator bei und machten das Ergebnis der Mediation öffentlich. „Dieser offene Umgang hat wesentlich zur Beruhigung in der Belegschaft beigetragen. Wir haben denen den Willen zur Streitbeilegung abgekauft und sind immer informiert worden. Dafür braucht´s viel Kraft“, denkt Cornelia anerkennend. Frieden ist nicht nur ein steiniger Weg, sondern er kann auch nur von denen beschritten werden, die selbst in der Kraft sind.

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