„Die Freiheit des einen hört dort auf, wo die des anderen anfängt“, sagte mein Vater immer dann, wenn ich meinen pubertären Freiheitsdrang zu sehr auslebte und die Stereoanlage so laut aufdrehte, dass die Wände schepperten. AC/DC zu Weihnachten? Meine Nachbarn hatten sicherlich eine andere Vorstellung vom Fest und wünschten sich wohl Ruhe und Besinnlichkeit, in die ich gerade mit meiner Hardrock-Musik eingedrungen war.
Freiheit, Eigenständigkeit, Ungebundenheit – Werte, deren Grenzen jedes Mal, wenn wir mit anderen Menschen in Kontakt treten, neu definiert werden. Bis zu welcher Grenze dürfen wir gehen, ohne ein gedeihliches Miteinander zu gefährden? Womit überschreiten wir die Grenze zur Interessensphäre eines Anderen und lösen damit möglicherweise einen Konflikt aus? Wann ist es sogar geboten, Grenzen zu überschreiten und legitimerweise Interessen Dritter zu beeinträchtigen? Welche Reaktionen ernten wir, wenn wir Grenzen überschreiten? Und was passiert, wenn wir unsere Grenzen ausdehnen und neu ziehen?
All das sind Fragen, denen wir uns auch in der Arbeitswelt jeden Tag aufs Neue stellen müssen. Egal, ob wir ein Projekt an uns reißen, einen neuen Arbeitsprozess initiieren oder die KollegInnen mit unangenehmen Wahrheiten konfrontieren – bedenken wir zuvor, welche Reaktionen auf uns zukommen und wie wir uns darauf vorbereiten könnten. Ein ausgeprägter Freiheitsdrang ist ein Wert, der auf starke persönliche Kompetenzen hindeutet. Der reflektierte Umgang mit diesem Freiheitsdrang hingegen zeugt von sozialer Kompetenz. Ein Gleichgewicht zwischen beiden Kompetenzen ist im Job besonders gefragt. Als ich neulich EntscheiderInnen befragte, was sie sich von MitarbeiterInnen und besonders BerufseinsteigerInnen wünschten, hörte ich oft folgendes: „Andere gelten lassen“…“KollegInnen eine Chance geben“…“in einem neuen Arbeitsumfeld balanciert vorgehen“. Anforderungen, die mir zeigen, dass diese Eigenschaften in Zeiten einer ausufernden Ich-Bezogenheit immer seltener werden…
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